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Letzte-Hilfe-Kurs: Basiswissen für die Sterbebegleitung

Wie kann ich einem geliebten Menschen am Lebensende beistehen? Viele fühlen sich in dieser Situation hilflos und allein. Genau hier setzen Letzte-Hilfe-Kurse an: Sie vermitteln Basiswissen und geben Sicherheit, um Sterbende würdevoll zu begleiten. In unserem Artikel erfahren Sie, was hinter dem Kurskonzept steckt, warum es so wichtig ist und wie Sie ganz einfach teilnehmen können.

Was sind Letzte-Hilfe-Kurse?

Während die Erste-Hilfe-Kurse auf die Lebensrettung in akuten Notfällen ausgerichtet sind, konzentrieren sich die Letzte-Hilfe-Kurse auf das Lebensende. Sie vermitteln Grundkenntnisse, praktische Fertigkeiten und Orientierung im Umgang mit Sterben, Tod und Trauer. Ziel ist es, Angehörige, Freunde oder Interessierte zur Sterbebegleitung in der Familie oder Nachbarschaft zu befähigen und Unsicherheiten abzubauen. Die klassische Form ist der Präsenzkurs mit ca. 15 bis 20 Teilnehmenden. Mittlerweile gibt es aber auch Online-Kurse, die den Zugang erleichtern.

Neben den Standardkursen für Erwachsene gibt es weitere spezialisierte Angebote: Letzte-Hilfe-Kurse für Jugendliche, die altersgerecht ab etwa 12 Jahren konzipiert sind und Jugendlichen einen adäquaten Zugang zum Thema ermöglichen. Darüber hinaus gibt es das Format „Letzte-Hilfe-Professionell“, das sich gezielt an Personen aus Pflege, Medizin oder Rettungsdienst richtet und deren berufliche Perspektive berücksichtigt.

Das Konzept wurde 2014 von dem norwegischen Palliativmediziner Dr. Georg Bollig entwickelt. Seit 2015 werden die Kurse auch an zahlreichen Orten in Deutschland angeboten. Das Motto: „Was jeder für seine Mitmenschen am Lebensende tun kann“.

Warum sind Letzte-Hilfe-Kurse so wichtig?

Viele Menschen möchten zu Hause sterben – doch nur wenigen gelingt es. Oft fehlt es im engsten Umfeld an Wissen und Mut, die letzte Wegstrecke gemeinsam zu gehen. Letzte-Hilfe-Kurse helfen dabei, diese Lücke zu schließen.

Die Kurse stärken Angehörige, Nachbarn und Freunde darin, mitfühlend und informiert zu begleiten. Gleichzeitig fördern sie einen offenen Umgang mit Tod und Trauer, was in einer zunehmend individualisierten Gesellschaft immer wichtiger wird. Kurz gesagt: Letzte-Hilfe-Kurse bringen das Sterben zurück ins Leben – und das macht sie so wertvoll.

Was lernt man in einem Letzte-Hilfe-Kurs?

Ein Kurs dauert etwa vier Stunden und ist in der Regel in vier Module gegliedert.

Sterben als Teil des Lebens:
Im ersten Teil geht es um die grundlegende Erkenntnis, dass Sterben ein natürlicher Prozess ist. Die Teilnehmenden reflektieren den Tod als Teil des Lebenszyklus und lernen, wie der Sterbeprozess abläuft. Welche Veränderungen finden statt? Woran erkennt man, dass sich jemand dem Ende seines Lebens nähert?

Vorsorgen und Entscheiden:
Dieser Abschnitt behandelt wichtige rechtliche und ethische Fragen: Wie funktionieren Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht? Welche Entscheidungen dürfen und müssen getroffen werden? Die Teilnehmenden erhalten wertvolle Informationen, um für sich selbst vorzusorgen und andere bei diesen Entscheidungen zu unterstützen.

Leiden lindern:
Hier geht es um praktische Hilfestellungen: Wie lassen sich Symptome wie Durst, Hunger oder Schmerzen erkennen und lindern? Was hilft bei Unruhe und Angst? Einfache Handgriffe wie die Mundpflege mit einem feuchten Schwamm oder beruhigende Berührungen werden erklärt und geübt.

Abschied nehmen:
Der letzte Teil des Kurses widmet sich dem Umgang mit dem Tod und der Gestaltung des Abschieds. Was geschieht in den letzten Stunden? Was tun, wenn der Tod eingetreten ist? An wen muss man sich wenden? Wie kann man sich in Würde verabschieden?

Verbreitung in Deutschland – und ein Blick ins Ausland

Seit ihrer Einführung in Deutschland haben Letzte-Hilfe-Kurse eine beeindruckende Entwicklung genommen: Mehr als 100.000 Menschen haben bereits teilgenommen, über 6.000 Kursleiterinnen und Kursleiter wurden ausgebildet. Angeboten werden sie unter anderem von Hospizdiensten, Wohlfahrtsverbänden, Volkshochschulen und zunehmend auch von Bestattungshäusern.

Koordiniert wird das Ganze von der gemeinnützigen Organisation Letzte Hilfe Deutschland. Unterstützt wird sie von Fachverbänden wie dem Deutschen Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) und der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin. Die Kurse sind in der Regel kostenlos oder gegen eine kleine Spende zugänglich – denn das Wissen über das Lebensende soll allen offen stehen.

Das Konzept hat sich auch international verbreitet: In mehr als 20 Ländern, darunter Österreich, die Schweiz, Skandinavien und Großbritannien, gibt es inzwischen ähnliche Kursangebote. Der deutsche Ansatz gilt dabei oft als Vorbild. Im englischsprachigen Raum heißen sie „Last Aid Courses“, in Schottland beispielsweise „End of Life Aid Skills for Everyone (EASE)“.

Die Botschaft ist überall dieselbe: Niemand soll alleine sterben müssen.

Selbst teilnehmen – so einfach geht's

Wer selbst an einem Letzte-Hilfe-Kurs teilnehmen möchte, findet unter www.letztehilfe.info/kurse eine umfangreiche Übersicht über aktuelle Angebote in ganz Deutschland. Die Anmeldung erfolgt direkt beim jeweiligen Veranstalter und ist unkompliziert. Neben Präsenzkursen werden mittlerweile auch Online-Formate angeboten, sodass eine Teilnahme von überall möglich ist.

Die meisten Kurse sind kostenfrei oder verlangen nur einen geringen Unkostenbeitrag, damit die wertvolle Hilfe für alle zugänglich bleibt. Mit diesem Wissen ausgestattet, können Sie einem sterbenden Menschen würdevoll zur Seite stehen – ein Geschenk für beide Seiten.

Autor:
Jörg Zimmerling
Bildquelle:
Freepik.com / senior-man-sign-language-close-up

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